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Wer versteht, wie Geld entsteht? – Dokumentarfilm „Oeconomia“ von Carmen Losmann

Autor: Matthias

Von diesem Dokumentarfilm aus dem Jahr 2020 habe ich nur zufällig über einen Freund erfahren. Vermutlich war der Großteil der Menschheit damals noch mit der Corona-Pandemie beschäftigt – inklusive mir. Der Dokumentarfilm von Carmen Losmann deckt eindrücklich auf, wie veraltet unser alltägliches Verständnis von Geld ist. Durch Gold gedeckt – welches in Banken wie bei Dagobert Duck lagert – ist die kapitalistische Geldproduktion bspw. schon seit den 70er Jahren nicht mehr. Es gibt auch längst keine feste Geldsumme mehr, die einfach nur zirkuliert.

Die einfachsten Fragen sind oft die schwierigsten. Wie entsteht eigentlich Geld? Wie entstehen Gewinne? Und warum wachsen die Schulden, wenn die Wirtschaft wächst? Carmen Losmann hat hochrangige Banker, Manager und sonstige Finanzentscheider mit solchen „Sendung mit der Maus“-Fragen behelligt. Beinahe naiv wirkt das und ist vielen der Männer erkennbar lästig. Umso bemerkenswerter, wie manche von ihnen ins Schwimmen kommen, wie sie nicht erklären können, was angeblich selbsterklärend ist. „Zu komplex“, lautet noch eine der freundlichsten Ausreden.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kino-doku-oeconomica-1.5068338

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Der Film ist aktuell frei abrufbar in der 3sat-Mediathek . Die Süddeutsche Zeitung hat einen Artikel und Interview zum Film veröffentlicht:

Dass das Finanzsystem künstlich ist, sich abgekoppelt hat von der Warenproduktion, ja von der Realität, gleichwohl zunehmend unser Wirtschaftssystem und die Politik bestimmt – auf diese Kritik steuert der Film ganz unaufgeregt zu. 
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kino-doku-oeconomica-1.5068338

Carmen Losmann: Weil das System historisch gewachsen ist und lange gut funktioniert hat, und selbst Experten die Zusammenhänge nicht zu erkennen scheinen. Was vielen nicht klar ist, ist zum Beispiel folgender Umstand: Unternehmen sind nur profitabel, wenn die Geldmenge wächst.

Macht nicht derjenige Gewinne, der sich im Wettbewerb durchsetzt? Was hat das mit der Geldmenge zu tun?

Das hat sehr viel mit der Geldmenge zu tun, weil die Kreditvergaberegeln der Banken so konstruiert sind, dass Geld nur für gewinnträchtige Unternehmungen produziert wird, und nur bei einer wachsenden Wirtschaft funktioniert das wirklich reibungslos. Denn unsere Geldmenge wächst nur dann, wenn private Geschäftsbanken ausreichend Kredite vergeben, der Großteil unserer zirkulierenden Geldmenge wird schließlich von Geschäftsbanken per Kreditvergabe erzeugt […]
https://www.sueddeutsche.de/kultur/oeconomia-carmen-losmann-1.5082603

Ich versuche, mit dem Film erst mal ein angemessenes Problembewusstsein zu schaffen: Wir diskutieren gerne darüber, wie gerecht im Kapitalismus Geld verteilt ist, es geht um Umverteilung, Steuergerechtigkeit, Besteuerung von großen Vermögen. Aber wie die kapitalistische Geldproduktion funktioniert, und unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen Geld erzeugt wird, und ob es sinnvoll ist, ständig neue Investitionskredite für gewinnträchtige Unternehmungen vergeben zu müssen, nur damit uns das Geld nicht ausgeht, darüber diskutieren wir selten.

Weil ökologische oder soziale Kriterien allein für die kreditgebende Bank möglicherweise nicht als Sicherheit für die Rückzahlung des vergebenen Geldes ausreichen.

Das ist ja das Problem und folgt einem völlig veralteten Verständnis von einem goldgedeckten Geld. Und wenn unser Geld schon nicht mehr von Gold gedeckt ist ( was es spätestens seit 1973 nicht mehr ist; Anm. d. Red.), dann soll es wenigstens durch Boden, Immobilien, Maschinen und Anlagen gedeckt sein, so die Logik der Banken, nach der sie Kredite vergeben. Deshalb basiert unsere Geldversorgung vor allem auf Investitionskrediten. Wir müssen Fabriken, Häuser, Flughäfen, Flugzeuge, Autobahnen und dergleichen bauen, um Geld für den Warenhandel zu schaffen. Da diese Kredite irgendwann getilgt werden, müssen sie durch neue ersetzt werden. Wieder muss gebaut werden, um Geld für den Warenumsatz zu schaffen. Historisch gewachsene, jedoch unsinnige Geldschöpfungsregeln erzeugen so ökologische Probleme.
https://www.sueddeutsche.de/kultur/oeconomia-carmen-losmann-1.5082603

Carmen Losmann ist auch die Regisseurin von Work Hard, Play Hard (2011).

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Danke für die Empfehlung, Benedikt!

Beitragsbild: Von HaemmerliEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

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