Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts*, mit einem großartigem Vortrag auf der republica-Konferenz 2024:
Soziale Veränderungen brauchen einen langen Atem, aber sie sind möglich laut Barbara Blaha – wenn wir uns aktiv dafür einsetzen:
Damit aus unseren Träumen Taten werden, müssen wir fünf Dinge verinnerlichen.
Erstens. Veränderung kommt nicht durch Wahlen. Nie. Politik kann Veränderung im Parlament schlussendlich dann absegnen. Aber auf der Straße wird sie angestoßen. Politik kann nur aufgreifen, was schon da ist und kann dann Normen, Werte und Regeln dazu schaffen. Es braucht also uns. Es braucht den Druck von „unten“, damit wir Veränderungen gegen die Apparate der Hegemonie überhaupt durchsetzen können.
Zweitens. Veränderung ist Training und braucht Training. Es ist wie ein Muskel wir müssen ihn trainieren. Jeden Tag, „use it or lose it“. Es hat keinen Sinn, sich erst in der absoluten Notsituation dazuzuschalten. Wer dann erst kommt, ist zu schwach um Veränderung überhaupt durchsetzen zu können.
Und Veränderung erkämpfen ist selbst mit viel Training verdammt unangenehm und unbequem. Wer Fortschritt will, ist zu allererst mal lästig. Das liegt in der Natur der Sache. Wer den Status Quo herausfordert, der rüttelt an den Verhältnissen – sonst stabilisiert er sie. Es ist der Sand in der Auster, der die Perle macht. Antonio Gramsci, ein italienischer Philosoph, hat nicht nur Theorien über Hegemonien geschrieben, sondern er war auch selbst aktiv. Er hat Zeitungen gegründet, gegen den Faschismus angeschrieben und am Ende dafür mit seinem Leben bezahlt und er sagt über sich, er ist „ein Partisan gegen die Gleichgültigkeit“. Er sagt „Leben ist Partei ergreifen“. Und wer Partei ergreift, macht sich angreifbar. Aber wenn wir keinen Gegenwind spüren, dann gehen wir ganz sicher in die falsche Richtung.
Viertens. Veränderung ist immer arbeiten am System, nicht arbeiten am Symptom. Bewusster Konsum, so richtig und wichtig das auch ist, wird unsere Welt nicht retten. Die Sklaverei wurde nicht von ein paar Konsumentinnen und Konsumenten abgeschafft, die beschlossen haben keine Sklaven mehr zu kaufen. Sondern von Bürgern und Bürgerinnen, die gemeinsam beschlossen haben die Sklaverei abzuschaffen. Und wir wissen, wie das damals gelungen ist – durch kollektives Handeln. Das ist unser allerstärkster Muskel und wir alle miteinander haben ihn schon ein bisschen länger nicht trainiert, sind mer uns ehrlich. Gerade wir, die wir doch wissen was die Klimakrise mit uns machen wird. Die so gut informiert sind. Wir wählen das richtige, wir kaufen das richtige, aber sonst … Nichts ist weniger unschuldig als den Dingen ihren Lauf zu lassen.
Und fünftens, Veränderung geht langsam und es ist nie fertig. Frauen verdienen weniger als Männer, heute noch. 6, 8, 10 Prozent – je nachdem wie man es rechnet. Gleichzeitig aber sage ich euch, es ist viel weniger als es früher war. Ist das gut? Ja! Ist es gut genug? Nein, natürlich nicht! Aber wir brauchen die Fähigkeit, Zwischenerfolge und Zwischenetappen zu sehen und zu feiern um uns die Kraft zu erhalten weiterzukämpfen. Wir werden ein Leben lang schieben müssen. Es ist immer zu früh nach Hause zu gehen.
Das heißt also die gute Nachricht ist, wir können eine andere Welt schaffen. Die schlechte Nachricht für euch: Alles muss man selber machen. So wie die, die vor uns da waren, es ja auch gemacht haben. [..]
Quelle: Automatisiertes YouTube Transkript, überarbeitet
* Das Momentum Institut ist eine gewerkschaftsnahe österreichische „Denkfabrik der Vielen. Das Momentum-Team erarbeitet und verbreitet seit 2019 konkrete, konstruktive Vorschläge für eine nachhaltige und gerechtere Gesellschaft.“.
Beitrag auf moment.at mit zitierfähigem Vortrags-Transkript: Wie sich etwas ändert und warum Wahlen alleine das nicht tun (moment.at).
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