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Strategien für das Arbeiten in einer Welt, die sich weiter erhitzt

Kategorie: Arbeit & (Anti-)Work

Anti-Work bedeutet übrigens nicht, nie mehr zu arbeiten. Die Idee dahinter ist viel mehr, dass wir uns als Gesellschaft von krankmachenden Arbeitszwängen lösen und damit aufhören, uns selbst auszubeuten oder schlecht zu fühlen, wenn wir einmal nicht arbeiten (können). (Quelle: haymonverlag.at/produkt/potenziell-furchtbare-tage/)

  • Frohes Neues!

    Das neue Jahr beginnt auf reddit mit der Frage: Ganzes Leben arbeiten? (r/Austria)

    Frohes Neues und auf dass wir alle hierzu gute Antworten finden werden! 🥂 Darauf – wie in Österreich üblich – ein Walzer zum neuen Jahr, in der etwas melancholischen Version von Provinz. (Oder alternativ der Krisen-Klassiker von Kummer).

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    Für mich begann das neue Jahr u.a. mit den ersten Seiten von Moralische Ambition, dem neuen Buch – und der neuen sozialen Bewegung – von Rutger Bregman. Die Sendung „ttt – titel thesen temperamente“ veröffentlichte hierzu einen Videobeitrag mit Interview (ARD Mediathek). Mehr dazu sicher noch später hier im Blog.

    Des Weiteren wurde mir auf Mastodon „Lifehouse:Taking Care of Ourselves in a World on Fire“ von Adam Greenfield empfohlen. Danke, Björn!

    Feedback zum Beitrag über das Buch von Bianca Jankovska habe ich über den Jahreswechsel auch noch erhalten, danke Flx!

    Habe gerade Deinen Blog entdeckt, starke Zusammenfassung von Bianca Jankovskas Buch! Aktuell ist #antiwork noch sehr im digitalen Äther zerstreut und läuft Gefahr, so ein Lifestyle-Ding von webdevs und office-Menschen zu werden. Eine Konferenz oder Meetup wäre was feines. […]

    Alles Gute euch!

  • „Mit der Arbeit liegt vieles im Argen“ – Barbara Prainsack

    Barbara Prainsack ist Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien und hat im Jahr 2023 das Buch „Wofür wir arbeiten“ veröffentlicht.

    Wie wollen und werden wir zukünftig arbeiten? Die tradierten Modelle funktionieren nicht mehr: Während die einen von ihrer Erwerbsarbeit kaum leben können, leiden viele Bereiche unter Arbeits- und Fachkräftemangel. Arbeit ist zudem eine Frage der Solidarität: Der Applaus für „systemrelevante Berufe“ war von kurzer Dauer, die Care-Arbeit – vor allem von Frauen – hält das System am Laufen, wird aber weder angemessen entlohnt noch gesellschaftlich gewürdigt. Für die „Generation Z“ zählt Work-Life-Balance mehr als die 40-Stunden-Woche. Dem entgegengesetzt steht die Forderung mancher Arbeitgeber nach längeren Arbeitszeiten. Verschärft wird die Situation zudem durch den demografischen Wandel, Digitalisierung und Automatisierung. Fundiert und scharfsichtig legt Barbara Prainsack die Fehler unseres Verständnisses von Arbeit offen und zeigt den Weg zu einer gerechten und sinnstiftenden Arbeit für alle auf. 

    Im Kepler Salon der Uni Linz hat sie nun hierzu Rede und Antwort gestanden:

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    Sehr optimistisch ist sie aktuell jedoch nicht hinsichtlich der gesellschaftlichen Lage:

    Wir wissen allerdings noch nicht welche [österreichische] Regierung kommt. Ich bin prinzipiell für die nähere Zukunft nicht sehr optimistisch, weil ich glaub der Diskurs sehr verschoben ist. Weil viele Leute Dinge befürworten, die ihren eigenen Interessen entgegenlaufen. Foucault hat es ja berühmterweise so ausgedrückt, dass Menschen irgendwann mal selbst zum Instrument der Regierung werden indem sie dieselben Werte auf sich anwenden. Und wenn ich Leute höre – also Leute, die wirklich geringe Einkommen haben – die dann sagen „Ich bräuchte schon mehr, ich kann jetzt nicht mehr nach dem Chor mitgehen zum Trinken, ich kann es mir nicht mehr leisten beim Wirten – aber wenn unsere Einkommen steigen, dann steigt die Inflation …“. Also das beschreibt glaube ich das Bild sehr gut […].

    Weitere Diskussionen und Interviews mit Barbara Prainsack:

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  • „Bullshit Jobs“ gibt es doch nicht als Massenphänomen?

    Andreas Sator hat in seinem Blog eine Erwiderung zu der „Bullshit Jobs“-These vom Anthropologen David Graeber (†) veröffentlicht. Graeber veröffentlichte 2018 ein Buch:

    In Bullshit Jobs konstatiert Graeber, dass die von John Maynard Keynes prophezeite 15-Stunden-Woche in einigen Ländern mittlerweile eigentlich umsetzbar wäre.[4] Allerdings sei es nicht zu einer signifikanten Arbeitszeitverkürzung, sondern zu einer Ausbreitung von Bullshit Jobs, von Fake Work, gekommen. Diese würden keinen gesellschaftlichen Nutzen erbringen und würden auch von den Menschen, die sie ausüben als nutzlos empfunden:

    Ein Bullshit Job ist eine Form der bezahlten Beschäftigung, die so vollständig sinnlos, unnötig oder schädlich ist, dass sogar die Beschäftigten selbst die Existenz der Beschäftigung nicht rechtfertigen können, auch wenn die Beschäftigten sich durch ihre Arbeitsbedingungen gezwungen fühlen, dies nicht zuzugeben.[5]

    https://de.wikipedia.org/wiki/Bullshit_Jobs

    Diese „Bullshit Jobs“ können laut Graeber jedoch durchaus gut bezahlt sein, es geht also auch um Office und Management Jobs statt echte „Scheißjobs“:

    Ein häufiger Irrtum laut Graeber selbst sei, dass ein Bullshit-Job ein schlechter Job sein müsste. Dabei habe er festgestellt, dass nicht harte, schmutzige oder gefährliche Arbeit als besonders sinnlos gesehen würde, sondern eher Bürotätigkeiten und Arbeiten im mittleren Management. Im Interview mit dem Standard sagte er einst: „Wenn Sie glauben, dass die Welt ohne Ihre Tätigkeit gleich oder sogar etwas besser wäre – das ist ein Bullshit-Job“.
    moment.at

    Für Sator war diese These nie vollkommen überzeugend:

    Ich fand diesen Ansatz immer schon hanebüchen. Es erschien mir heillos naiv zu glauben, dass private Unternehmen so viel Geld verschwenden würden.
    – Andreas Sator, Das Konzept von Bullshit Jobs ist selbst, nun ja, Bullshit

    Die Erwiderung, die Andreas Sator nun zitiert, stammt vom Ökonomen David Deming und trägt den Titel „In defense of email jobs. Office work and the economic value of better communication„.

    [L]et me try to convince you that office work is underrated. The output of many white-collar jobs is not a physical product, but rather improved communication with coworkers, clients, and organizational leaders.

    Mit dem Thema verknüpft ist vermutlich auch die Sehnsucht vieler Menschen, lieber etwas klar „Sinnstiftendes“ zu tun oder etwas Handfestes zu produzieren – statt Zahlen in Excel-Spreadsheets einzutragen oder den ganzen Tag in Meetings zu sitzen:

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  • Neun Jahre bezahlte Auszeit für das gesamte Erwerbsleben – Soziologin Karin Jurczyk

    Sein Leben lang Vollzeit und ohne Unterbrechungen zu arbeiten, sei nach wie vor das Maß aller Dinge. Diese Norm müsse dringend umgekehrt werden, argumentiert Jurczyk. „Es wäre wichtig, die Lebensläufe zu entzerren.“ Zumal die Lebenserwartung steigt und die Menschen künftig wohl auch immer länger arbeiten müssten. „Wir müssen Arbeit so gestalten, dass die Menschen nicht fix und fertig sind“, meint die Soziologin deshalb.

    „Es wäre wichtig, die Lebensläufe zu entzerren.“ (Soziologin Karin Jurczyk)

    Gemeinsam mit dem Rechts- und Politikwissenschafter Ulrich Mückenberger hat Jurczyk ein Konzept entwickelt, mit dem alles anders werden soll. Es trägt den etwas sperrigen Namen „Optionszeitenmodell“ und sieht Folgendes vor: Jeder Mensch hat im Lauf seines Erwerbslebens ein Budget von neun Jahren bezahlter Auszeit, und zwar versehen mit einem Rechtsanspruch.

    „Wir müssen Arbeit so gestalten, dass die Menschen nicht fix und fertig sind“. Auszeiten vom Job. Der Standard (November 2024) – im Artikel findet sich auch der Link zu einer Podcast-Episode mit Karin Jurczyk.

    Vorschaubild Social Media: Heinrich-Böll-Stiftung from Berlin, Deutschland, Karin Jurczyk (17711641549)CC BY-SA 2.0, aufgenommen von Stephan Röhl.

  • Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? – Sara Weber

    Das Buch von Sara Weber ist im Jahr 2022 erschienen, ich hab es leider noch nicht ganz zu Ende gelesen. Es soll trotzdem in diesem Blog nicht unerwähnt bleiben. Schon allein wegen des treffenden Titels.

    Und da ist nicht nur die Pandemie. Überschwemmungen, Waldbrände, Inflation, Krieg – unsere Welt steht in Flammen, im wahrsten Sinne des Wortes. Und wir? Brennen aus, um bloß keine Deadline zu reißen. Was zur Hölle machen wir da eigentlich? Warum tun wir uns das an?
    Kiwi Verlag

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    Auf dem Herbstforum des WSI (Wirtschafts- und Sozialwirtschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung, Deutscher Gewerkschaftsbund) wurde eine Lesung und Diskussion aufgezeichnet:

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    Rezension im Standard, „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?“: Ein Buch für mehr Durchblick und Mut (derstandard.at):

    Im zweiten Teil des Buches zeigt Weber Lösungen auf und schreckt nicht davor zurück, auch Themen anzusprechen, die auf den ersten Blick nicht arbeitsrelevant erscheinen. Zum Beispiel die Sorgearbeit. Denn nur wenn diese zwischen den Erziehungsberechtigten fair aufgeteilt ist und staatliche Unterstützung ermöglicht wird, kann wahre Gleichberechtigung beginnen.

    Ein weiterer Aspekt sind Streiks und Gewerkschaften. Was wäre, wenn wir uns besser organisierten? Die vermehrten Lohnkämpfe im Jahr 2022 im deutschsprachigen Raum zeigen: Die Frage kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Für Arbeitsrechte musste schon immer protestiert werden. Jetzt und in Zukunft vielleicht mehr denn je.

    Inzwischen hat Sara Weber auch ein weiteres Buch veröffentlicht: Das kann doch jemand anderes machen! Wie KI uns alle sinnvoller arbeiten lässt.

    Beitragsbild: Maya Claussen (via sara-weber.com)

  • Wer schneller und effizienter arbeiten will, kriegt nicht nur weniger Lohn – sondern auch weniger Rente. 🏆🎉

    developer:innen warten darauf, dass ihre stunden voll sind - im büro ist es schon dunkel

    Was mich am aktuellen Arbeitssystem am meisten nervt: Wer sich selbst „retten“ will, Stunden reduziert, nicht die ganze Woche vor dem Bildschirm sitzen will oder generell seine mentale Gesundheit wichtig findet – der bekommt nicht nur weniger Lohn, sondern auch deutlich weniger Rentenpunkte gegenüber dem Absitzen der (Voll-)Zeit.

    Denn die Rentenpunkte werden rein über das Jahresbruttogehalt berechnet, jedes Jahr kann man ca. einen Rentenpunkte erlangen:

    Image
    Quelle: https://www.ergo.de/de/Ratgeber/finanzielle_vorsorge/rentenpunkte, alle Rechte: ERGO

    Hat man das Glück, die Rente zu erleben, werden die Gesamtpunkte aktuell mit 39,32 Euro multipliziert in Deutschland. Beispiel: 40 Jahre arbeiten von 27 bis 67 = 40 Punkte x 39,32 € = 1572.80 € Brutto-Rente pro Monat, Abzüge kommen noch dazu.

    Ein Studium ohne Arbeiten nebenbei bringt in Deutschland übrigens nur „Versicherungszeit“, aber keine Rentenpunkte. (Hilfreich ist diese Zeitanrechnung, weil man für die frühzeitige Altersrente mindestens 35 Jahre Versicherungszeit braucht).

    Wenn ich komplett ehrlich zu mir selbst bin, will ich bei stark fremdbestimmten Jobs maximal 32h/Woche arbeiten um mental gesund zu bleiben. Vor allem bei High-Performance-Jobs wie Programmierung, wo jede Arbeitsstunde einzeln gebucht werden muss – und man sich teils für diese später rechtfertigen muss.

    Mich macht es besonders betroffen, wenn viele Kolleg:innen freiwillig Stunden reduzieren weil sie keinen Bock oder mentale Kraft für das Vollzeit-Hamsterrad haben, am Ende ungefähr gleich viel Arbeitsoutput haben und sich gleichwertig reinhauen – und dies dann gesellschaftlich mit weniger Rentenpunkten „bestraft“ wird.

    Wer schneller und effizienter arbeitet und nicht die ganze Woche vor dem Bildschirm sitzen möchte, kriegt aktuell nicht nur weniger Lohn – sondern auch weniger Rente. 🏆 🎉 (Voll-)Zeit absitzen wird hingegen belohnt.

    Ohne Aussichten auf ein großes Erbe, besteht hier ggf. auch das Risiko #Altersarmut wenn man jahrelang nicht in Vollzeit, sondern Teilzeit arbeitet.

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  • Dokumentarfilm: Arbeit ohne Sinn – John Webster

    Regisseur John Webster geht mit seinem Film ans Eingemachte der Büroarbeit. In Interviews geben Burnout-betroffene Angestellte einen Einblick in ihr Seelenleben. In das tägliche Spielen ihrer Rolle, der systematischen Unehrlichkeit und den gesellschaftlichen sowie eigenen Erwartungen. Dem Stigma, dass es scheinbar nur ihnen selbst schlecht geht, das Privatleben leidet – während alle anderen scheinbar gut klarkommen. Die große Frage des Films, der im Jahre 2022 erschien: „Wie entsteht eine toxische Arbeitswelt, die Kreativität und Freude fast systematisch verhindert?“

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    Der Film ist aktuell bis 3.12.2024 in Österreich bei ORF.ON streambar, englischer Original-Titel: „The Happy Worker – Or How Work Was Sabotaged“.

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  • Befreiung durch das Anti-Work-Mindset: „Es gibt gute Arbeit, aber nur für verdammt wenige.“

    Mit „Potenziell furchtbare Tage – über Anti-Work, Menstrual Health und das gute Leben“ veröffentlicht die Autorin Bianca Jankovska ein großartiges und befreiendes Manifest für alle, die mit dem aktuellen System der Lohnarbeit hadern:

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    Bianca Jankovska legt im Buch schonungslos ihre eigenen Struggles offen. Sie beschäftigt sich anschließend mit der Frage „Gibt es gute Arbeit?“. Ihre Antwort: „Ja, in der Theorie schon. Aber nur für verdammt wenige.“ Das System ist daher stark limitiert und nicht primär auf die Erfüllung und das Glück der arbeitenden Menschen ausgelegt.

    Man muss einfach nur das finden, was einem „Spaß“ macht? – Bullshit laut ihr.

    Eine wichtige Feststellung vorab:

    „Anti-Work bedeutet übrigens nicht, nie mehr zu arbeiten. Die Idee dahinter ist viel mehr, dass wir uns als Gesellschaft von krankmachenden Arbeitszwängen lösen“.

    Aber starten wir bei den Job-Struggles …

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Fröhlich arbeiten, während die Klimakrise weiter eskaliert?

Dieser Blog beschäftigt sich mit all den Widersprüchlichkeiten der aktuellen Arbeitswelt im Kontext der Klima- und Biodiversitätskrise, primär aus Sicht von „normalen“ Angestellten.

Hinweis zu mentaler Gesundheit

Falls dich die Nachrichten zur Lage der Welt oder die Klimakrise sehr stark belasten, gibt es Unterstützungs­­angebote. Niemand ist allein damit! 💚 

Ein „Anker“ für Zuversicht – trotz aller Krisen – kann auch in der bisherigen Geschichte der Menschheit gefunden werden: Menschen helfen sich im Katastrophenfall, es bricht nicht direkt Bürgerkrieg aus (Rutger Bregman).

Buch-Empfehlungen

Potenziell Furchtbare Tage Antiwork
Klimagefuehle Taschenbuch Lea Dohm
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