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Fröhlich Arbeiten, während die Klimakrise weiter eskaliert?

Machbarkeit in der Multi-Krise – Frank Rieger

Autor: Matthias

Technikpublizist Frank Rieger schreibt über die gesellschaftlichen Konfliktlinien und technische Machbarkeit, mit vielen wichtigen Einordnungen bzgl. Sozialer Gerechtigkeit: Machbarkeit in der Multi-Krise –Für mehr Technologie-Realismus.

Quelle: Von Ot – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Wikimedia Commons

„Ein wesentlicher politischer Konflikt in Deutschland und Europa lässt sich – etwas verkürzt – so zusammenfassen: Der Klimawandel wird immer stärker spürbar, der Druck “etwas zu tun” nimmt zu. Viele schon beschlossene und gerade zur Verabschiedung anstehende Maßnahmen, um ihn aufzuhalten oder wenigstens zu verlangsamen, sind aber, auch dank jahrzehntelanger Vertrödelung, teuer und potentiell sozial ungerecht. Sie greifen teilweise tief in den Alltag der Bevölkerung ein. Der Wille, staatliche Eingriffe zu tolerieren und finanzielle Lasten für eher abstrakte Meta-Ziele zu stemmen, ist aber durch Seuche, Krieg und Inflation bei vielen Menschen deutlich eingeschränkt.“

Frank Rieger (steadyhq.com)

Weitere eindrückliche Zitate:

Kurioserweise kann man den Vorwurf des selektiven Technologieoptimsmus aber auch völlig berechtigt der Gegenseite machen. Generell herrscht im Lager der Klimaschutz-Aktivisten das Dogma, dass zukünftige Technologien am besten gar nicht debattiert oder betrachtet werden und keinesfalls Hoffnungen darauf erzeugt werden sollten, weil das nur von heute notwendigen Emissionsreduktionen ablenkt. Gleichzeitig setzen sie aber ebenfalls auf Hoffnungstechnologien, bei denen Einwände bezüglich des heute technisch real Erreichbaren eher hemdsärmelig wegargumentiert werden: Solarzellen mit ultrahohem Wirkunsggrad, das “Smart Grid”, neue Akkutypen mit hoher Speicherdichte und Haltbarkeit, supertolle Wärmepumpen, Elektroautos mit immer größerer Reichweite, günstige Wärme- und Stromspeicher, “künstliche Intelligenz” für Energiemanagement.

Die aktuelle Diskussion um die zügige Abschaffung von Öl- und Gasheizungen ist ein gutes Beispiel dafür. Sie wird unterfüttert von best-case-Rechnungen und nicht immer durchgehend in der Realität verankerten Annahmen über Produktions-, Planungs- und Installationskapazitäten, technische Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz unter suboptimalen Altbau-Bedingungen und zukünftigen Preisverfall.

Es gibt jedoch zwischen den beiden Seiten einen grundlegenden Unterschied:

Die meisten “FDP-Technologien” benötigen für eine relevante Wirksamkeit noch signifikante Forschungs-Durchbrüche und absehbar lange Entwicklungszyklen.

Die “Grünen-Technologien” erfordern primär inkrementelle Verbesserungen bereits heute verfügbarer Systeme, Ausweitung von Produktions- und Installationskapazitäten, massive Investitionen für den Aufbau von umfangreicher neuer Infrastruktur und – der wichtigste Faktor – die Bewältigung von systemischer Komplexität.

Frank Rieger (steadyhq.com)

Zur Sozialen Gerechtigkeitsfrage:

„Natürlich kann man die Energiewende aus der idealisierten Perspektive einer technisch begabten Normfamilie im neugebauten Vorort-Einfamilienhauses mit guter Isolation, Carport mit Ladeanschluss, Platz für Solarzellen, Heizwasserspeicher, Stromspeicher-Akku und moderner Wärmepumpe konzipieren. […]
Die Realität der meisten Menschen sieht jedoch anders aus. Sie wohnen statistisch gesehen in in einem Mehrfamilienhaus, haben dank Inflation, Reallohn-Schrumpfung, steigender Wohnkosten und Umverteilung von unten nach oben eher wenig frei verfügbares Einkommen, sind oft schon bis hart an die Grenze des stemmbaren verschuldet und reparieren ihr Auto solange es noch irgendwie geht, weil ein Neuwagen schon bei Nullzinsen schwer finanzierbar war und mit den heutigen Zinsen vollends illusorisch geworden ist. Selbst Eigentumswohnungs-Besitzer haben meistens nicht genug finanzielles Polster, um größere Investitionen zu tätigen.

Frank Rieger (steadyhq.com)

Zum Artikel: Machbarkeit in der Multi-Krise –Für mehr Technologie-Realismus

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